Alternativer Geschäftsbericht der DB AG 2013 von Bahn für Alle, Frühjahr 2014
Vorne hui und hinten pfui
Heiner Monheim
Wer in diesen Tagen in Zügen unterwegs ist, erlebt fast immer das Gleiche: "Bahnbashing" - Leidensgeschichten von ausgefallenen Zügen, nicht funktionierenden Bistros, verpassten Anschlüssen, erlittenen Verspätungen und spurlos verschwundenen Gütern. Regelmäßig kriegt die Bahn die "rostige Laterne".
Dennoch haben die vier versammelten Bahnchefs der letzten 20 Jahre bei der Berliner Festveranstaltung zu 20 Jahre Bahnreform im Januar ein ganz anderes Bild gezeichnet. War die Bahnreform also doch eine Erfolgsgeschichte?
Sie war es nicht. Trotz Milliardeninvestitionen gibt es keine Renaissance der Schiene. Warum? Entscheidend bleibt: Die Bahnreform erfolgte ohne grundlegende Verkehrsreform. Nicht geklärt wurde: Welche Bahn braucht Deutschland für eine Verkehrswende? Wie groß muss ihr Netz sein? Wie können ein Deutschlandtakt und ein Deutschlandticket aussehen? Stattdessen gehen die meisten Investitionen in wenige Großprojekte für Hochgeschwindigkeitszüge und Bahnhofstieferlegungen; allen voran das zerstörerische Projekt Stuttgart 21. Hier werden planerische Kapazität, politisches Engagement und Investitionsmittel im Übermaß monopolisiert. Eine völlig falsche Strategie angesichts des differenzierten deutschen Verkehrsmarkts mit seinem polyzentrischen Städtesystem.
Immerhin gibt es Erfolge im Nahverkehr - innovative regionale Bahnunternehmen fahren beachtlichen Mehrleistungen dank des Engagements der Länder durch die Regionalisierung. Trotzdem gehen aber in vielen Regionen die Streckenstilllegungen weiter. Völlig fatal war das Einstellen des InterRegioSystems. Dadurch wurde für fast die Hälfte aller Oberzentren die Fernverkehrsanbindung gekappt oder deutlich verschlechtert. Bei den Mittelzentren war der Kahlschlag im Fernbahnbereich noch schlimmer. Erfolgreiche Bahnsysteme wie das der Schweiz bauen gerade die InterRegioAngebote für die mittleren Reiseweiten engagiert aus, mit neuen Zügen, verdichteten Takten und hoher Systemqualität.
Und hierzulande? Nicht nur starb der InterRegio. Die DB AG erstickt auch mit prohibitiven Trassen und Stationsgebühren und überhöhten Fahrpreisen den notwendigen Mehrverkehr auf der Schiene.
Höchste Eisenbahn, sich "einen Kopf zu machen", wohin die bahnpolitische Reise weiter gehen soll - am besten auf der KOPFmachenKONFERENZ am letzten April-Wochenende in Stuttgart.
Alternativer Geschäftsbericht der DB AG 2013
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